Jawohl, Sie haben richtig gehört, oder gelesen: die Dispositionen.
Es gibt eine Folge, die fehlerhaft sich ihren Weg sucht, und hieran kann man erkennen, was Determinismus ist: Als Willibald Gurlitt am 7.Januar 1940, zu einer Zeit, wo man in Deutschland sich so langsam ans Verdunkeln machte, einen Artikel in die FRANKURTER ZEITUNG setzte, wohl um die braven Bürger an bessere Zeiten zu erinnern, mit dem Titel „Die Frankfurter Paulskirchen-Orgel von 1827″. Hier verwandte Gurlitt eine Terminologie der Registernamen, die nicht mit der Schreibweise im Opusbuch 1 identisch ist. Außerdem fehlen Register.
Diese von Gurlitt aufgezeichnete Disposition wurde von allen nachfolgenden Schriftsteller abgeschrieben: Fischer, Walcker, Moosmann etc., wobei Moosmann bemerkte, dass es nicht 73 sondern 74 Register sind. Aber die Fehler, besonders der weiter unten gezeichnete gravierende im Pedal, wurde von allen völlig unkritisch abgeschrieben.
Seltsam ist, dass Gurlitt sagt, diese Disposition sei von EFW eigener Hand 1834 geschrieben, aber der Meister hat bis ans Lebensendez.B. „Gedekt“ und nie „Gedeckt“ geschrieben, was Moosmann direkt abschreibt, obwohl ja dieser Umstand dort bekannt war.
Ich nehme an, dass sowohl die Disposition im Opusbuch 1 (in meinem Archiv) so wie die Gurlittsche Disposition in Teilen fehlerhaft sind. Daher möchte ich beide Dispositionen hier einbringen.
Zunächst hier einmal die des Opusbuch 1
FRANKFURT PAULSKIRCHE ABSCHRIFT aus OPUSBUCH 1
Eberhard Friedrich Walcker BJ 1833 Opus 6
ffm-paulskirchexls.pdf
und nun die Disposition aus Gurlitt /Fischer /Moosmann
die folgenden Kardinalfehler hat: erstens ist der legendäre offene 32′ im Pedal doppelt eingebaut, als offener Subbaß und als Contrabaß. Mich verwundert, dass dies noch nie jemandem aufgefallen ist. Denn die ganze Geschichte, die Gurlitt erzählt dreht sich um dieses legendäre Register und die Klanggestaltung des tiefsten Tones, dem EFW seine ganze Aufmerksamkeit widmete. Und nun plötzlich ist dieses Register doppelt vorhanden, also müsste ja das Erfolgserlebnis doppel geschehen sein.
Die Begriffe und Schreibweisen der Register, die von Gurlitt und seiner nachschreibenden Zunft verwendet werden sind teilweise völlig untypisch von Eberhard Friedrich Walckers Schreibweise. Besonders die stark frankophil geprägten Flute harmoniques, sind nicht seine Sache gewesen, da war eher die Rede von Traversfloeten.
Jeder kann sich selbst ein Urtheil bilden:
QUELLEN
Artikel Gurlitt komplett : gurlitt.PDF
Opusbuch 1 Kopie der Disposition Paulskircheopus01_ffm.PDF