Die EFWalcker-Orgel Opus 253 (255 oder254) Bj 1869/70, Großengstingen, II/15

Die nahezu vollständig erhaltene Eberhard Friedrich Walcker-Orgel ist in Opus-Buch 7 dokumentiert und wurde kürzlich von Daniel Tomaselli besucht, mit hervorragenden Fotos dokumentiert und einer Klangprobe unterzogen. Alles das besagt, dass das Instrument in sehr gutem Zustand ist und damit als eine der letzten Orgeln Eberhard Friedrich Walcker’s gelten kann, die erhalten ist. Wahrscheinlich ist die Trompete i.L. der Zeit ersetzt worden.
ansicht1.jpg
Die unterschiedliche Angaben der Opusnummern beruht auf verschiedenen Zählmethoden. Am Spieltisch steht 253, Fischer-Wohnhaas haben 255 und Walcker in der Datenbank zählt 254.

Die nachfolgenden Aufzeichnungen incl. Fotos stammen von Daniel Tomaselli:
Sehr geehrter Herr Walcker-Mayer,
letztes Jahr haben Sie auf Ihrem „aeoline-blog“ einen Beitrag zu den Mixturen ab 1864 veröffentlicht. Hier ist unter anderem die Mixtur der Orgel zu Großengst(r)ingen (1869 – op. 254 – I15) angegeben. Im Sommer 2009 habe ich diese Orgel besichtigt.
Insoweit es nicht zwei Ortschaften mit ähnlichem Namen gibt (Großengstringen – Großengstingen) scheint diese Orgel incl. Mixtur (bis auf die Gebläseanlage) erhalten zu sein. Das Firmenschild (ich hoffe es liegt kein Abschreibfehler von mir vor) gibt als Baujahr 1870 und als Opusnummer 253 an. Es handelt sich um ein zweimanualiges Instrument mit 15 Registern. Für meine Begriffe hat es einen schönen Klang. Das Tutti ist nicht übermäßig laut und wirkte natürlich aufgrund der Mixturzusammensetzung eher zungenartig. Neben den dynamischen Abstufungen in der Klangstärke sind auch schöne und deutlich unterscheidbare Farbmischungen durch Kombination unterschiedlicher enger und weiter 8´ und 4´ Stimmen möglich (z.B. Viola di Gamba 8´ + Gedeckt 8´, Gedeckt 8´ + Traversflöte 4´ oder Lieblich Gedeckt 8´ + Fugara 4´). Leider ist der farbliche Unterschied zwischen den ähnlichen Stimmen I Gedeckt 8´ und II Lieblich Gedeckt 8´ nicht so deutlich (z.B. I Flöte 8´ gegen II Gedeckt 8´ liege mir etwas besser). Neben dem solistischen Einsatz von z.B. VdG 8´ oder Tf 4´ könnte bei Bedarf auch die Mixtur in Verbindung mit einem 8´ und 4´ als kornettartige Solomischung mit ordentlicher Wirkung „zweckentfremdet“ werden. Vom technischen Standpunkt empfand das Instrument als angenehm zu spielen (auch wenn die Mechanik besonders des II Manuals dringlichste nachreguliert werden sollte). Die geschilderten klanglichen und technischen Eigenschaften sind natürlich meine persönliche Meinung. DT

DISPOSITION 
I Manual C-f3
01 Principal 8´
02 Gamba 8´
03 Gedeckt 8´
04 Octav 4´
05 Traversflöte 4´
06 Mixtur 4f.   2 2/3´
07 Trompete 8´
 
II Manual C-f3
08 Flötenprincipal 8´
09 Lieblich Gedeckt 8´
10 Salicional 8´
11 Aeoline 8´
12 Fugara 4´
 
Pedal C-d1
13 Violonbass 16´
14 Subbass 16´
15 Octavbass 8´
 
Koppeln : II-I als Zug, I-P als Tritt (Rechts; wirkt bei II-I auch auf II)
Registerhilfen : Tuttitritt (Links)
Windladensystem : Kegellade
Tontraktur : mechanisch
Spieltraktur : mechanisch
 
Quelle : Besichtigung am 10.07.2009
 
Anordnung der Registerzüge im Spieltisch
07 02 03 01 II Manual 08 09 10 11
06 05 04 II-I I Manual 13 14 15 12
Tutti I-P
Pedal
 

Bilder Windladen, Mechanik:

pedallade.jpg wellenbrett.jpg manual_i_trompete.jpg

Bilder Spieltisch, Registerzuege, das letzte Bild zeigt die Gambe 8′ vom I.Man Oberlade, die Trompete steht auf der unteren Lade:

register01.jpg register02.jpg spieltisch_hinten_detail.jpg spieltisch3.jpg gambe_i_oben.jpg

gwm

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.